Der Göhltalviadukt bei Moresnet |
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[Bild-Quelle: Nijssen, J.: De spoorlijn Tongeren - Aken in oorlogstijd aangelegd. Sint-Pieters-Voeren, 1985]
Das Bauwerk
Informationen zur Sanierung
Bilder
Das beeindruckendste Bauwerk der Strecke 24 (Aachen West - Visé) ist die Brücke über das Göhltal. Bis zum Bau des 'Viaduktes' bei Ath im Verlauf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Brüssel - Paris war der Göhltalviadukt mit seiner Länge von 1107 m zwischen den Widerlagern das längste Brückenbauwerk im belgischen Eisenbahnnetz. Die Strecke steigt mit 1,8 Promille in Richtung Aachen. Die größte Höhe über dem Boden beträgt 52 m. Die 22 Stahl-Überbauten mit einem Gewicht von zusammen ca. 6000 t, werden von 21 Betonpfeilern getragen. Die horizontalen Kräfte in Fahrbahnlängsrichtung (Beschleunigungs- und Bremskräfte) werden von fünf Hauptpfeilern aufgenommen.
Während des Frankreich-Feldzuges im 1. Weltkrieg stellte sich heraus, daß die Kapazität der Strecke Aachen - Herbesthal für den Nachschub zur Westfront ungenügend war. 1915 wurde deshalb der Bau einer Entlastungslinie von Aachen via Visé nach Tongeren (Strecke 24) begonnen. Im Verlauf dieser 'Kriegsbahn' wurde der Göhltalviadukt in den Jahren 1915/16 von deutschen Firmen (Dyckerhoff & Widmann, MAN, Grün & Bilfinger, Gutehoffnungshütte) erbaut.
Sanierung des Göhltal-Viaduktes
Das mittlerweile über 90 Jahre alte Bauwerk war Ende der 90er Jahre so stark baufällig, daß es nur noch mit maximal 20 km/h befahren werden durfte; eine Sanierung war seit Jahren überfällig.
Dazu wurden mehrere Varianten diskutiert: Entweder ein kompletter Neubau und Abriß des alten Viaduktes, oder eine Sanierung unter laufendem Betrieb, oder alternativ Sanierung mit Totalsperrung und Umleitung der Züge zwischen Montzen und Aachen-West via Welkenraedt - Aachen-Süd und Aachen Hbf. Wegen des hohen Aufwandes der Umleitung (Kapazitätsprobleme auf der Strecke Aachen - Welkenraedt mit den Nadelöhren Buschtunnel, Steilstrecke Aachen-Hbf - Aachen-Süd und Kopfmachen in Aachen Hbf) wurde letzere Variante verworfen und man entschied sich für die Sanierung unter laufendem Betrieb.
Die Sanierung durch das Konsortium 'Galère-Aelterman' erfolgte zwischen Februar 2002 und Oktober 2004, insgesammt wurden ca. 23,5 Mio. Euro investiert. Im Anschluß an die durchgeführte Sanierung des Viaduktes erfolgte die Elektrifizierung der damals noch bestehenden, ca. 7 km langen Lücke zwischen Montzen und dem Gemmenicher Tunnel (Bundesgrenze D/B) der Strecke 24. Die Stromsystemtrennstelle vom deutschem 15 kV Wechselstromsystem zum belgischen 3 kV Gleichstromsystem befindet sich auf dem Viadukt und wird von den elektrischen Triebfahrzeugen ohne Halt mit abgesenktem Stromabnehmer durchfahren.
Konstruktion:
Die 22 Stahl-Überbauten aus dem Jahr 1916 mit einer Spannweite von je 48 Metern wurden komplett durch neukonstruierte Segmente ersetzt. Das optische Erscheinungsbild des grunderneuerten Viaduktes ähneln dem ursprünglichen. Jedoch bestehen die neuen Segmente aus einem verschweissten Stahl-Fachwerkkasten mit einem Querschnitt von 6 x 6 Metern (zuvor 8 x 8 Meter) und einer darauf lagernden, 30 cm starken Betonfahrbahnplatte. Aus Lärmschutzaspekten wurden die Gleise im Schotterbett auf dieser Betonfahrbahnplatte verlegt.
Die neuen Brückensegmente wurden im Bereich des Rangierbahnhofes Montzen montiert und dann in einer spektakuläre Aktion über den Gleiskörper zur Brückenbaustelle gebracht, wo sie anstelle der alten Segmente eingebaut wurden (etwa alle 8 Wochen Austausch von zwei Segmenten).
Die alten Stützpfeiler wurden übernommen, jedoch durch einen zusätzlichen Stahlbetonmantel verstärkt.
Mit Fertigstellung der Sanierung lässt der neue Viadukt nun eine Geschwindigkeit von 60 km/h zu.
Betrieb während der Sanierungsarbeiten:
In der Umbauphase blieb der Viadukt prinzipiell befahrbar. Lediglich an 12 Wochenenden, an denen die Brückensegmente ausgetauscht wurden, war die Strecke von Samstag 15:30 Uhr bis Montag 17:30 Uhr komplett gesperrt. Während der Sperrung wurden einige Güterzüge zwischen Montzen und Aachen West über Welkenraedt (Strecke 39) und Aachen-Süd - Aachen-Hbf (Strecke 37) umgeleitet. Weitere Informationen zum Umleiterverkehr (Daten, Betriebsablauf, Bildimpressionen) auf der Themenseite Umleitungsverkehre.
Zeitplan der Arbeiten:
Februar 2002: Die Vorarbeiten zur Sanierung haben begonnen. Entlang der 6 westlichen Pfeiler wurde eine Baustraße angelegt, auch finden bereits vorbereitende Arbeiten an diesen Pfeilern statt.
Mai 2002: Sanierung der westlichen 4 Pfeiler: Nach Entfernen der maroden Betondeckflächen wird die verstärkende Stahlbeton-Ummantelung betoniert.
Juli 2002: Die Sanierung der östlichen Pfeiler hat begonnen. Auch hier wurde - ausgehend vom Friedhof in Moresnet - eine Baustraße entlang des Viaduktes bis zur Göhl angelegt.
September 2002: Sanierung des östlichen Brückenkopfes, Ausschachtungsarbeiten an den Fundamenten des östlichen Widerlagers.
15.-17. März 2003: Austausch der ersten beiden Brückensegmente auf Montzener Seite. Vollsperrung der Strecke während der Arbeiten und Umleitung der Züge via Welkenraedt und Aachen Hbf.
19.-21. April 2003: Austausch der Brückensegmente Nr. 3 und 4.
21.-23. Juni 2003: Austausch der Brückensegmente Nr. 5 und 6.
23.-25. August 2003: Austausch der Brückensegmente Nr. 7 und 8.
01.-03. November 2003: Austausch der Brückensegmente Nr. 9 und 10.
29. November - 01. Dezember 2003: Austausch der Brückensegmente Nr. 11 und 12.
06. - 08. März 2004: Austausch der Brückensegmente Nr. 13 und 14.
08. - 10. Mai 2004: Austausch der Brückensegmente Nr. 15 und 16.
05. - 07. Juni 2004: Austausch der Brückensegmente Nr. 17 und 22.
07. - 09. August 2004: Austausch der Brückensegmente Nr. 18 und 19.
04. - 06. September 2004: Austausch des Brückensegmentes Nr. 21.
19. - 20. September 2004: Austausch des Brückensegmentes Nr. 20.
Weitere Informationen zum Thema:
Fotos von der Sanierung des Geultalviaduktes (von Reinhard Gessen)
Viaduc de Moresnet Informationen und Fotos zum Viadukt und zur Sanierung (von Buck Roger)
10 Stunden in 3 Minuten Zeitraffervideo vom Austausch eines Brückensegmentes am Geultalviadukt (QuickTime-Format, 6,5 MB) - von Elmar + Alexander Scheurer
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